Auslöser

2008 standen die Vorzeichen für das Heilbad Bad Alexandersbad nicht gerade gut. Die Lage in der strukturschwachen ehemaligen Grenzregion sorgte zusammen mit den Auswirkungen von Gesundheitsreformen seit 1990 für dessen steten Niedergang. Für die Kommune gab es im Grunde nur eine Möglichkeit: Konzentration auf das, was sie ausmacht – das Heilbad. Die Verantwortlichen und die Bürger wollten dabei bewusst keine Maßnahmen von außen, sondern den Weg der Selbstheilung. Da der Betrieb eines Heilbades sehr energieintensiv ist, hatte das Thema Energie oberste Priorität.


Durchführung

Zu Beginn erforderte es eine knallharte Analyse, aus der ein Masterplan entwickelt wurde. In den Jahren 2010 und 2011 wurde das bisher größte Energieprojekt umgesetzt: der Aufbau einer Nahwärmeversorgung mit Holzhackschnitzel und Biogas für den gesamten Kernort. Mit der Technischen Universität München wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Im Oktober 2010 begann die Umsetzung.

Das Besondere an dem Konzept ist die Zusammenarbeit mit fünf ansässigen Landwirten, die eine Biogasanlage betreiben und das Gas im gemeindlichen Heizkraftwerk verstromen sowie die komplette Wärme ins System einspeisen. Inzwischen hat Bad Alexandersbad rund 35.000 MWh Wärme erzeugt und verteilt sowie mehr als 10.000 t CO2 eingespart. Mit einer Investitionssumme in Höhe von 3,6 Mio. € wurden 4,1 km Leitungen verlegt. Mittlerweile sind 46 Gebäude an das Nahwärmenetz angeschlossen.

Als technische Komponenten werden ein Hackschnitzelkessel (Nennwärmeleistung: 2 MW), ein Gaskessel (Spitzenlastabdeckung: 1,4 MW) zur Ersatzversorgung und ein BHKW mit 0,3 MW (betrieben mit Biogas) eingesetzt. Der Anteil der Biomasse, der aus der Region kommt, beträgt 100%. Das benötigte Material wird aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern angeliefert.

Die Finanzierung wurde ohne Eigenkapital konzipiert. Aus KfW-Programmen erhielt die Gemeinde einen Tilgungszuschuss von 1.800 € je Übergabestation (Hausanschluss) sowie 60 € für jeden Meter gebauter Leitung. Darüber hinaus wurde der KfW-Anlagenzuschuss in Höhe von 50€ je installiertem Kilowatt in Anspruch genommen, insgesamt 100.000 €. Allerdings geht nicht aus jeder Förderung ein wirtschaftlicher Vorteil hervor. So wurde auf eine Kesselförderung in Höhe von 160.000 € verzichtet, die vom TFZ Straubing vergeben worden wäre. Für die Leitungen wurden Kunststoffrohre verwendet, weil deren Verlegung die Bauzeit verkürzte, was sich wiederum positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkte.

In den Jahren 2016/2017 wurde zunächst das 1971 erbaute ehemalige Kur- und Sporthotel – eine wahrhaftige Energieschleuder – abgerissen. Gleichzeitig errichtete die Gemeinde in unmittelbarer Nähe das neue Gesundheitszentrum ALEXBAD mit höchsten Energiestandards (Vollwärmeschutz, Wärmerückgewinnung und Anschluss an die gemeindliche Nahwärme). Im ALEXBAD, der konsequenten Erweiterung des Alten Kurhauses aus dem 19. Jahrhundert, befinden sich ein Panoramabad mit Saunabereich, ein Trainingspark sowie Anwendungsräume für Therapie- und Wohlfühlbehandlungen. Der moderne Neubau mitten im Ortszentrum von Bad Alexandersbad hebt sich von herkömmlicher Bäderarchitektur auf besondere Art und Weise ab und fügt sich wie ein eigenständiges Landschaftsobjekt in die Umgebung ein.

Bad Alexandersbad übernimmt eine Vorreiterrolle in Bezug auf die nachhaltige und effiziente Nutzung erneuerbarer Energien. Das Wärmenetz wird bisher störungsfrei betrieben. Im kleinsten Heilbad Bayerns wird weit mehr elektrische Energie erzeugt, als tatsächlich benötigt wird. Mehr als 50% der im Ort benötigten Wärme wird aus erneuerbaren Energien erzeugt. Das einzige Mineral- und Moorheilbad im Fichtelgebirge versteht sich deshalb als „Bioenergie-Heilbad“ und hat sich dem Thema Nachhaltigkeit in allen Facetten (Nahwärmeversorgung, Photovoltaikanlagen, LED-Straßenbeleuchtung, Bürgerbeteiligung) verschrieben.



Tipps

  • Alles Planen nützt nichts, wenn darauf kein Handeln folgt.
  • Im Hinblick auf Fördermöglichkeiten, Finanzierungsprogramme und Zinsen ist es wichtig, immer auf dem neusten Stand zu sein.
  • Neben dem Projektplaner ist neutrales Expertenwissen Gold wert.
  • Rechnen Sie mit Fehlern und Problemen und bewältigen Sie diese.

Nutzen und Kosten

Besonders wirkungsvoll – hoher Nutzen für die Umwelt

Mit der Nutzung erneuerbarer Energien sowie der Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten konnte Bad Alexandersbad bereits über 10.000 t CO2 einsparen.

Kosten:

Gesamtkosten:           3,6 Mio. Euro

Weitere Angaben:       Auf eine Kesselförderung des TFZ Straubing wurde verzichtet, da diese keinen wirtschaftlichen Vorteil erbracht hätte.

Förderung:

Kredit:                         3,6 Mio. Euro

Zuschuss:                   1.800 Euro pro Hausanschluss, 60 Euro pro Meter gebauter Leitung und Anlagenzuschuss insgesamt 100.000 Euro

Fördergeber:               Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

 

 

 

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