Ein großes Ereignis, das nur alle paar Jahrzehnte passiert und das gleichzeitig einen großen Fortschritt für das örtliche Rettungswesen bedeutet: Der Ersatz eines alten und altgedienten Fahrzeugs durch ein nagelneues. In unserer Wehr ist die Freude groß, denn seit ein paar Tagen ist das neue Löschgruppenfahrzeug LF 10 da. Es ersetzt damit das knapp 40 Jahre alte LF 8 mit einem Aufbau aus dem Hause Ziegler. Damals wie heute ist das Fahrgestell aus dem Hause Mercedes. War es damals noch ein fortschrittlicher Mercedes 508 D, 4 Zylinder mit 80 PS, so ist er heute doch etwas in die Jahre gekommen. Im Wandel der Zeit muss auch ein Feuerwehrauto den technischen Anforderungen entsprechen. Am „Sichersreuther Berg“ hat man dann schon oft die schwere Ladung und die Untermotorisierung gemerkt. Der neue Mercedes-Benz Atego mit EURO VI wurde mit einem effizienten 6-Zylinder-Motor ausgestattet. 272 Pferdestärken, ein permanenter Allradantrieb, Automatik Vollwandlergetriebe und eine 6-fache Bereifung machen ihn zur bisher fortschrittlichsten und umweltfreundlichsten Basis für Feuerwehrfahrzeuge von Mercedes Benz. Gebaut für Einsätze am Limit – und darüber hinaus. Die Variabilität und Robustheit der Atego Fahrgestelle bildet die perfekte Grundlage für den Einsatz im Fichtelgebirge. Ganz gleich, ob auf befestigten Straßen, wie der B303, oder in schwierigem Gelände rund um die Luisenburg; ein Allradantrieb hilft immer dabei, die volle Kraft des Motors zu nutzen. Im Gelände verleiht er dem Fahrzeug Stabilität und zuverlässigen Vortrieb. Das perfekte Fahrzeug für unsere Wehr.

Bis wir aber da angekommen waren, war es ein langer und weiter Weg, der bereits 2015 begann. Erste Gespräche fanden mit dem Gemeinderat und dem ehemaligen Bürgermeister Peter Berek statt. Der Gemeinderat machte schließlich der Feuerwehr im September 2016 den Vorschlag, sich mit einer Ersatzbeschaffung zu befassen und ein Konzept vorzustellen. Von Seiten der Feuerwehr wurden die Kommandanten Markus Hausmann und Markus Weiß, der Zugführer Jörg Kastner, Gerätewart Christian Reichel und Vorstand Siegfried Pausch mit dieser Aufgabe betraut. Gleich im Oktober 2016 fanden dann die ersten Gespräche zwischen der Landkreisführung, KBR Wieland Schletz und KBI Roland Renner, statt. Wichtige Punkte bestanden darin, festzulegen, welche taktische Ausrichtung die Wehr in Zukunft haben soll, wo ihre Einsatzschwerpunkte liegen und wie sich die Gemeinde allgemein weiterentwickelt. Waren anfangs noch 2 MLF (Mittlere Löschfahrzeuge) im Gespräch, erstellte man 2017 ein Konzept auf Basis eines LF 10. Dies war auch damit begründet, dass sich in Bad Alexandersbad eine Gesundheitseinrichtung, ein Seniorenheim, sowie Hotels und Privatunterkünfte befinden. Das ausgearbeitete Konzept wurde Mitte 2017 dem damaligen Gemeinderat vorgestellt. Auf Basis dieses Konzepts fand am 20. Oktober 2017 ein Vorführungstermin der Fa. Brandschutz Ludwig aus Bayreuth statt. Es wurde uns ein LF 10 aus dem Hause Rosenbauer auf einem MAN-Fahrgestell vorgeführt. Da auch die Nachbarwehren aus Lorenzreuth und Pullenreuth vor einer Ersatzbeschaffung standen, hielten wir die Vorführung gemeinsam ab. Organisiert wurde der Termin von Jörg Kastner. Der Vorführungstermin bestätigte, dass wir das richtige Fahrzeugkonzept gewählt hatten. Nach diversen weiteren Gesprächen beschlossen die Gemeinderäte von Bad Alexandersbad und die Stadträte von Marktredwitz, eine Gemeinschaftsausschreibung für die Feuerwehren Lorenzreuth und Bad Alexandersbad zu tätigen. Da anfangs noch viele Details geklärt werden mussten, fand unter der Leitung von SBI Maximilian Seiler am 27. März 2018 die erste Ausschreibungsbesprechung in Marktredwitz statt. Es galt, vom Aufbau über den Inhalt bis hin zur Kosten- und Zeitplanung alle Themen zu erarbeiten. Dies zog sich über ein Jahr hin, bis dann am 20. Januar 2019 der Vertrag beider Kommunen zur Gemeinschaftsbeschaffung abgeschlossen werden konnte. Nachdem der entsprechende Zuschussantrag gestellt worden war, unterbreitete das „Kompetenz-Team Technik“ der Gemeindeverwaltung ein entsprechendes, grobes Leistungsverzeichnis. SBI Seiler führte im Auftrag der beiden Gemeinden die Ausschreibung durch und erstellte das Leistungsverzeichnis (LV) – ein Papier, in dem die Beschaffenheit des Nachfolgers des alten Löschfahrzeugs genau beschrieben worden sind. Dieses LV wurde dann im März 2019 veröffentlicht. Es hatten nun alle europäischen Hersteller für Feuerwehrfahrzeugaufbauten und Fahrzeughersteller die Möglichkeit, ein Angebot abzugeben. Da es sich um eine Gemeinschaftsausschreibung handelte, mussten beide Fahrzeuge baugleich sein. Das heißt, in den diversen Vorgesprächen, welche von Christian Reichel geführt wurden, galt es, mit der FF Lorenzreuth abzustimmen, wie der Aufbau und die Anordnung der Gerätschaften sein sollte. Es waren lediglich Veränderungen bei der Beschriftung und einigen weiteren Details in der Beladung möglich.

Alle warteten gespannt auf den 10. Mai 2019. An diesem Tag war die Angebotseröffnung in Marktredwitz. Das Fahrzeuggestell und der Fahrzeugaufbau sowie die feuerwehrtechnische Beladung wurden nach europaweiter Ausschreibung durch die Auftraggeber vergeben. Würde es ein Schlingmann, Ziegler, Lentner oder sogar ein Rosenbauer werden? MAN Mercedes, Iveco? Die Frage, wer das Rennen macht, war spannend. Das günstigste Angebot für das Fahrgestell stammte aus dem Hause Matthes in Marktredwitz, ein Mercedes Atego. Beim Aufbau gewann die Firma Magirus aus Ulm. Nun stand es fest. Unser neues Auto wird ein Mercedes mit einen großräumigen AluFire 3-Aufbau aus dem Hause Magirus. Ausgestattet mit variablem Geräteraumsystem und 3 Rollladen seitlich aufgebaut. Das Fahrzeug bietet Platz für eine Löschgruppe, bestehend aus neun Einsatzkräften, wobei sich vier der Einsatzkräfte bereits auf der Anfahrt zur Einsatzstelle mit Atemschutzgeräten ausrüsten können. Neben der Rundum-Beleuchtung verfügt das LF 10 über einen pneumatisch ausfahrbaren Beleuchtungsmast mit LED-Scheinwerfern. Im Inneren verbirgt sich ein 1.600 Liter Wassertank und ein zusätzlicher 120 Liter Schaumtank. Durch die Schaumzumischanlage Caddisys 30 kann der Schaum direkt in der Heckpumpe schnell und effizient dem Löschwasser zugemischt werden. Systemtrenner zur Reinhaltung des öffentlichen Wassernetzes und Armaturen zur Wasserentnahme sind ergonomisch im Fahrzeuginnern mit verbaut. Seitlich ist eine Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10–1000 mit einer Pumpleistung von 1.000 Litern pro Minute bei 10 Bar Ausgangsdruck integriert. Neben der umfangreichen Beladung zur Brandbekämpfung unterscheidet sich das Löschgruppenfahrzeug LF 10 gegenüber dem Vorgänger, dem Löschgruppenfahrzeug LF 8, im Wesentlichen durch einen integrierten Wassertank mit 1.600 Litern Wasser und durch die Beladung für technische Hilfeleistungen. Die Fahrzeugbesatzung kann sich im Brandeinsatz direkt im Fahrzeug ausrüsten und auf umfangreiches Material zur Personenrettung und Absicherung zurückgreifen. Damit war die Ausschreibung beendet, der Aufbau des Fahrzeuges stand und es ging weiter zur Bauplanung. Die erste Besprechung fand im September 2019 stand. Es folgten weitere Baubesprechungen, teilweise auch online, da uns mittlerweile die Corona-Pandemie eingeholt hatte. Über Wochen hinweg wurde die Beladung durchgegangen, etliche Änderungen beider Wehren besprochen und das Design festgelegt. Zugführer Tobias Peltzer rückte zwischenzeitlich in das 4-köpfige „Kompetenz-Team Technik“ nach und beschäftigte sich bereits Anfang 2020 mit dem Design des neuen LF 10. Bei der Rohbaubesprechung am 25. November 2020 wurde das Design mit Magirus abgestimmt. Gerätewart Christian Reichel übernahm während der Beschaffungsphase die komplette Koordination. Zugführer Jörg Kastner und 2. Kommandant Markus Weiß waren während des gesamten Projekts für die technische Ausstattung und die Beschaffung der neuen Ausrüstung zuständig. Durch die Corona-Pandemie im Jahre 2020 rückte der geplante Liefertermin von September 2020 auf März 2021. Am 8./9. März rückte eine 4-köpfige Abordnung nach Ulm ab, um das neue Fahrzeug abzuholen. Mit einem Wasserbogen und zwei Feuerfackeln wurde das Fahrzeug in seiner neuen Heimat begrüßt. Herzlich willkommen Florian Bad Alexandersbad 43/1! In den nächsten Wochen werden die Maschinisten, Atemschutzgeräteträger, Führungsdienstgrade und die Einsatzkräfte umfangreich auf die neue Technik und das Fahrzeug geschult werden. Das bedeutet, dass bei den Einsätzen zunächst weiterhin auf das alte Löschgruppenfahrzeug LF 8 zurückgegriffen werden wird, bis es in den wohlverdienten Ruhestand entlassen werden kann.

Wegen der aktuellen Corona-Lage stellt uns die Ausbildung vor eine große Herausforderung. Es wurde durch den 1. Kommandanten Markus Hausmann und Zugführer Tobias Peltzer ein umfangreiches Schutz- und Hygienekonzept erstellt, die Ausbildungsinhalte coronakonform ausgearbeitet und ein Übungsplan erstellt. Jedoch wird die Übergangsphase 3–4 Monate dauern. Das wird eine „sehr intensive Zeit” bis sich alle im Umgang mit dem Fahrzeug sicher fühlen werden. An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei unserem Freund und Gönner Gerhard Matthes bedanken, der uns bei der Fahrgestellausschreibung, der Beschaffung und Planungsphase tatkräftig unterstützt hat. Ein Dank gilt auch dem ehemaligen Bürgermeister Peter Berek, mit seinem ehemaligen Gemeinderat und der Verwaltung, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Allen Kameradinnen und Kameraden ein herzliches Danke, die während der Beschaffungsphase tatkräftig zur Seite gestanden haben.

Freiwillige Feuerwehr Bad Alexandersbad