Ökologische Konsolidierung mit seltenen Waldschafen

Besucher des Sportplatzes in Bad Alexandersbad reiben sich verwundert die Augen. Dort, wo seit Langem keine Sportveranstaltungen mehr stattfinden, herrscht wieder reges Treiben. Eine Schafherde hat hier ihr Herbstdomizil bezogen.

Nach der Auflösung des SV Bad Alexandersbad wird der Sportplatz in Bad Alexandersbad nicht mehr genutzt. Für eine Alternativnutzung gibt es bereits zahlreiche Ideen aus der Bürgerschaft sowie einige interessierte Investoren, die vor allem in touristische Projekte investieren möchten. Bis hier jedoch erste Entscheidungen getroffen und Maßnahmen umgesetzt werden, wird es noch etwas dauern.

Die brach liegende große Grünfläche kann von der Gemeinde nicht so gepflegt werden, dass sie als Sportplatz weiter zur Verfügung steht, zumal dafür auch keine regelmäßige Nutzung gegeben wäre. Trotzdem muss der Grünaufwuchs im Herbst jeden Jahres gemäht werden.

Um die Bauhofkosten hierfür zu vermeiden, kam Gemeinderätin Tanja Rieß auf die Idee, einer Schafherde das „Spielfeld“ zu überlassen. Der Gemeinderat nahm diesen kreativen aber auch ökologischen Ansatz gerne auf und stimmte der Zwischennutzung zu, durch die so ganz nebenbei ein kleiner Konsolidierungseffekt eintritt. Seit Mitte Oktober weidet nun eine Schafherde auf dem ehemaligen Sportplatzgelände und bringt den hoch gewachsenen Rasen auf Vordermann.

Bürgermeister Peter Berek zitierte beim Pressetermin augenzwinkernd Albert Einstein: „Wer ein anerkanntes Mitglied einer Schafherde sein will, muss ein Schaf sein.“

Partner der Gemeinde Bad Alexandersbad für dieses Projekt ist die BeRo Landschaftspflege GbR aus Thiersheim. Deren Gesellschafter, Wolfgang Bescherer und Claus Rogler, sind geprüfte Natur- und Landschaftspfleger und haben eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse neu entdeckt. Mit dem Böhmischen Waldschaf setzen sie ökologische Mähprojekte für kommunale Flächen, privaten Grundbesitz oder auf Firmengelände um. Die Grünflächen werden dabei mit dem Waldschaf beweidet und somit äußerst insektenschonend gepflegt und genutzt.

Das Böhmische Waldschaf ist eine alte Schafrasse, die ursprünglich in den Gebieten Böhmen, Bayern und Österreich weit verbreitet war. An das raue Wetter in den Mittelgebirgen angepasst ist es eine sehr genügsame Rasse und damit der perfekte Landschaftspfleger.

Deshalb beweiden der Naturpark Fichtelgebirge, der Landschaftspflegeverband und die BeRo Landschaftspflege mit Waldschafen Grünflächen, Biotope und Streuobstwiesen zum Erhalt der Artenvielfalt. Darüber hinaus bewahren sie die alte Tierrasse des Böhmischen Waldschafes und pflegen die für den Naturschutz so wertvollen Flächen.

Zu Bad Alexandersbad passt dieses Projekt hervorragend, da sich die Gemeinde seit Jahren intensiv dem Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten widmet. Außerdem werden im Ortsteil Kleinwendern – dem ersten Archedorf Bayerns – ebenso seltene Tierrassen gezüchtet und damit deren Erhalt gesichert.