Bad Alexandersbad ist Projektpartner

Als unsere Vorfahren die Bäume verließen und den aufrechten Gang entwickelten, wurden aus Affen Menschen. Mensch und Wald gehören seit Urzeiten zusammen. In Weißenstadt und Bad Alexandersbad untersuchen Wissenschaftler in den kommenden zwei Jahren die Heilkraft dieser innigen Beziehung. Beide Kurorte im Landkreis Wunsiedel nehmen zusammen mit zwölf weiteren
Kommunen im Freistaat am Projekt „Wald und Gesundheit“ des Bayerischen Heilbäder-Verbandes teil.

Konkret geht es um zwei Dinge: Zum einen sollen Bad Alexandersbad und Weißenstadt an der bisher größten deutschen Waldstudie teilnehmen, zum anderen entwickelt jeder Ort spezifische Angebote zum Thema Wald. „Wir wollen hier wissenschaftlich qualifizierte Programme anbieten. Es geht also nicht nur darum, dass jemand einen Baum umarmt“, sagt der Weißenstädter Bürgermeister Frank Dreyer auf Nachfrage der Frankenpost. Das Thema Waldgesundheit sei schon lange in den Köpfen der Verantwortlichen in Weißenstadt herumgespukt. „Daher haben wir uns
natürlich umgehend für das Projekt ,Wald und Gesundheit’ beworben.“

Noch fehlt in Deutschland der wissenschaftliche Nachweis für die gesundheitlichen Auswirkungen eines Aufenthalts im Wald. In Japan hingegen gehört zum Beispiel das bekannte Waldbaden seit Langem zum Alltag. Mehrere Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Wald den Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut senkt und – ganz allgemein formuliert – das Immunsystem
stärkt. Auch Blutdruck und Puls sollen sich positiv regulieren.

Als Vorstandsmitglied im bayerischen Heilbäder-Verband ist der Bad Alexandersbader Bürgermeister Peter Berek ganz nah an der Entwicklung des Programms „Wald und Gesundheit“ dabei gewesen. Er habe natürlich die Fichtelgebirgs-Heilbäder ins Spiel gebracht. „Bei uns in Bad Alexandersbad hat es bereits in früheren Zeiten Waldtherapie gegeben. Die Doktorswiese an der Luisenburg-Allee ist von unseren Vorfahren in Zusammenhang mit der Kaltwasserheilanstalt angelegt worden. Deshalb ist es an sich klar, dass wir bei dem Projekt dabei sein müssen.“ Zudem
habe Bad Alexandersbad schon vor Jahrzehnten mit dem Slogan „Heilbad im Wald“ um Kurgäste geworben.

Frank Dreyer hält das Thema Waldgesundheit für enorm spannend und das Fichtelgebirge mit seinem hohen Waldanteil für prädestiniert. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich unser ,Eger-Lebenspfad’ hervorragend für therapeutische Waldangebote eigenen kann. Auch unser Radon-Vorkommen mit der Quelle im Wald lässt sich wahrscheinlich damit verbinden.“ Der
„Eger-Lebenspfad“ befindet sich westlich des Weißenstädter Sees und führt durch eine naturnah gestaltete Waldlandschaft.

Konkrete Vorstellungen hat auch Dreyers Amtskollege Peter Berek. In Bad Alexandersbad lägen die Heil-Angebote wie an einer Perlenkette entlang der Luisenburg-Allee aufgereiht. „Das ist eine Achse durch den Kurort.“ Auch den Weg zum Luisenburg-Felsenlabyrinth und den historischen Kurpark will Bad Alexandersbad mit in das Wald-Konzept aufnehmen. Berek sieht es als großen
Vorteil an, dass jedes Kur- oder Heilbad mit seinen ureigenen Stärken das Thema Wald-Gesundheit bereichern kann. „Bei uns werden neben dem Heilwasser und dem Moor auch die Osteopathie und die Komplementärmedizin eine Rolle spielen.“

Der Projektzeitraum erstreckt sich vom 1. September 2019 bis 30. Juni 2021. In dieser Zeit entwickeln die Experten in den Heilbädern und die der Ludwig-Maximilian-Universität München jeweils individuelle Konzepte. Der Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung leitet den wissenschaftlichen Teil des Projektes. „Wir werden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen einen Katalog für bayerische Kur- und Heilwälder erarbeiten“, kündigte Professor Dr. Dr. Angela Schuh bei der Kick-off-Veranstaltung zum Projektbeginn im bayerischen Wirtschaftsministerium an.

Auf Nachfrage der Frankenpost bestätigt die Professorin, dass es durchaus Erkenntnisse gebe, dass sich Walderlebnisse positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit von Menschen auswirken. Damit diese wissenschaftlich untermauert werden können, sind die Erfahrungen in der Praxis des Kurbetriebs unter anderem in Weißenstadt und Bad Alexandersbad so wichtig. Zunächst stehe eine Voranalyse der Konzepte in den jeweiligen Orten an, sagt Bürgermeister Dreyer. In einem zweiten Schritt würde die Umsetzung der Konzepte untersucht.

Ab Herbst können sich Mitarbeiter der Kur- und Heilbäder zu Waldgesundheitstrainern ausbilden lassen. Auch aus Bad Alexandersbad und Weißenstadt werden Mitarbeiter dieses
Angebot nutzen. Zum Abschluss des Projektes erhalten die einzelnen Orte zudem ein Handbuch mit Handlungsempfehlungen für Kur- und Heilwälder. „Dabei geht es auch um rechtliche und versicherungstechnische Fragen“, erläutert Dreyer. Kur- und Heilwald unterscheiden sich im Anspruch: Ersterer ist vor allem für die Klima- und Kneipptherapie vorgesehen und bietet zudem Ruheplätze. Beim Heilwald spielen vor allem die jeweils lokalen Therapien und Indikationen eine Rolle. Im Heilwald ist eine Besucherlenkung erforderlich.

Bericht von Matthias Bäumler aus der Frankenpost, Ausgabe Fichtelgebirge, Nr. 184, 09.08.2019

@ Peter von Felbert