Im Mittelpunkt steht die “Brigitte und Bertold Hollering-Stiftung”.

Beim ein oder anderen Besucher des zwölften Neujahrsempfangs in Bad Alexandersbad sind am Donnerstagabend Tränen geflossen. Ausgelöst hatte dies die bewegende Geschichte von Brigitte Hollering aus Selb, die im Oktober vergangenen Jahres eine Stiftung gegründet hat. In deren Mittelpunkt steht die weiterführende Behandlung nach Krebserkrankungen bei Kindern.

In einer Gesprächsrunde berichteten sämtliche Beteiligte, wie aus der Idee Realität wurde. „Als mein Mann mit der Diagnose Krebs in die Klinik kam, sagte er ‚Wenn ich wieder gesund bin, gründen wir eine Stiftung.‘“, erzählte Hollering. Berthold Hollering, der 2018 seinem Krebsleiden erlag, hatte nicht mehr die Möglichkeit dazu, und so beschloss die Selberin, den Wunsch ihres Mannes alleine in die Tat umzusetzen. „Worum es konkret gehen sollte, konnten wir leider nicht mehr besprechen. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, Kindern eine Zukunft zu geben, die mein Mann nicht mehr hatte.“

Das Resultat ist der Aufbau eines interdisziplinären Therapie- und Rehazentrums für Kinder mit dem Schwerpunkt Osteopathie im kleinsten Heilbad Bayerns, in das die Mittel der Stiftung fließen. Mit im Boot sind Georg Schöner und Norbert Neumann, Inhaber der Freien Akademie für Osteopathie (FAFO), die sich der Osteopathie seit vielen Jahren verschrieben haben. Die außergewöhnliche Kombination aus Schulmedizin und Komplementärmedizin des Rehazentrums erwähnte das Ärzte-Ehepaar Elisabeth und Thomas Beer, das beratend mitwirkt. Beide sehen gute Chancen darin, dass Familien mit schwer erkrankten Kindern durch eine Therapie in der bundesweit einzigartigen Einrichtung stabilisiert werden können.

Schirmherr der Stiftung ist Hans-Peter Friedrich, Mitglied des Deutschen Bundestages, der seine Unterstützung zusicherte: „Es geht darum, Spenden und Zustiftungen zu erzielen und eine Einrichtung zu schaffen, die unsere Heimat prominent in die Welt trägt und den Kindern hilft.“ In Bad Alexandersbad habe man es verstanden, das Beste aus universitären und alternativen Heilmethoden zusammenzuführen, anstatt sie als Konkurrenten zu betrachten. „Indem wir das Heilbad dieser neuen Nutzung zuführen, wird sich eine große Wunde schließen“, verkündete Peter Berek, der sich ehrenamtlich als Stiftungsrats-Vorsitzender beteiligt und neue Akteure aus dem Gesundheitswesen in den Ort holte.

Das Gemeindeoberhaupt erinnerte an Tiefen, aber vor allem an die Höhen der vergangenen Jahre. Zur Sprache kam die Bewerbung für die kleine Gartenschau 2009, der „Masterplan 2020“ im Jahr 2010, die Jahre 2011 bis 2015, die ganz im Zeichen der Projekte Bioenergieheilbad, Schlossterrassen-Sanierung, Feuerwehrgerätehaus und Umbau des Markgräflichen Schlosses standen. 2016 folgte die Geburtsstunde des neuen Marktauftritts, 2017 die Eröffnung des Alexbads und 2018 die Präsentation des neuen Therapie-Portfolios. 2019 habe sich die Gemeinde Gedanken über die kommenden zehn Jahre gemacht, und heuer, in seiner letzten Amtsperiode als Bürgermeister, sagte Berek, stehe die Errichtung des außergewöhnlichen Therapie- und Reha-Zentrums, ein „tragisches Märchen“, im Vordergrund: „Eine Entwicklung, die es nicht gäbe, wenn wir uns 2008 nicht auf den Weg gemacht hätten.“

Sechs Paare sind für Probebehandlungen mit ihren Kindern bereits nach Bad Alexandersbad gekommen. „Die Nachfrage für die nächste Runde im April ist riesig“, berichtete Gabi Schöner von der Fafo, die heuer zehnjähriges Bestehen feiert. Da Ausbildung und Praxis an einem Ort verschmelzen sollen, bietet die Akademie nun auch Kurse zur Krebstherapie an. Die Rekrutierung von Therapeuten hat bereits begonnen. Bis zur Realisierung eines Neubaus finden die Behandlungen in den Räumen des Alten Kurhauses statt. „Unser Ziel ist, 40 Kinder gleichzeitig
behandeln zu können.“ Erfreulich sei das stetig wachsende Interesse an dem Bildungsangebot der FAFO. Während es 2010 vier Kurse mit 50 Teilnehmern gab, waren es im vergangenen Jahr 58 Seminare mit 1200 Beteiligten.

“Der Traum meines Mannes ist erfüllt“, sagte Brigitte Hollering abschließend. Ein „Happy End“ sei für sie, es geschafft zu haben, etwas Großes aufzubauen und damit einen kleinen Beitrag für krebskranke Kinder und deren Familien zu leisten. Den lang anhaltenden Applaus am Ende des Neujahrsempfangs nahm Peter Berek bei seinem letzten Neujahrempfang sichtlich gerührt entgegen. Der Spendenerlös der Veranstaltung kommt dem Wiederaufbau des historischen Badehauses am Quellenplatz zugute.

Katharina Melzner, Frankenpost Ausgabe Fichtelgebirge vom Samstag/Sonntag, 11./12. Januar 2020, Nr. 8, S. 10

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